Von Fatiah Bürkner, erschienen im Blog von StiftungSchweiz.ch
Da dies mein erster Blog hier ist, möchte ich mich erst kurz vorstellen: Seit 16 Jahren erlebe ich Stiftungen beruflich aus den unterschiedlichsten Perspektiven: aus einer operativen Stiftung, einer spendensammelnden Stiftung, als Wissenschaftlerin und als Kundenberaterin vermögender Kunden. Heute bin ich Geschäftsführerin einer Förderstiftung.
Diese Rolle ist zugegeben die bislang angenehmste. Gleichzeitig ist sie eine der anspruchsvollsten. Zu meinen Aufgaben gehört – ach ja, ich bin die einzige Mitarbeiterin – aus den jährlich 400 Gesuchen die auszuwählen, von denen wir uns die höchste soziale Wirkung erhoffen. So bin ich nun ganz praktisch mit einem Umstand konfrontiert, der nach wie vor im Sektor besteht und dem ich meinen ersten Blog widme: Viele, vor allem kleine, Akteure kümmern sich um viele grosse Probleme – nicht selten dabei verfolgen sie parallel das gleiche Ziel in der gleichen Region.
Dies ist zweifelsohne ein beachtenswertes Merkmal unserer pluralistischen Gesellschaft. Trotzdem: Gemessen an der Komplexität sozialer Probleme stellen die Antragssteller hohe Ansprüche an ihr eigenes Leistungsvermögen. Das liegt weniger am Mangel an guten Ansätzen, sondern daran, dass bei chronisch unzureichender Ressourcenausstattung besonders ambitionierte Anliegen im Alleingang kaum zu erreichen sind. Wie das japanische Sprichwort sagt: «Obwohl die Rechnung stimmt, passt das vorhandene Bargeld nicht dazu.»
Für eine nachhaltige Zweckverwirklichung müsste es viel mehr regionale Schulterschlüsse geben. Nicht blossen Vernetzungen, sondern strategische Allianzen bei denen Ressourcen (Geld, Personal, Technologien, Wissen) dauerhaft oder zumindest langfristig gemeinsam genutzt, erbracht und Aktivitäten abgestimmt werden. Diese Folgerung ist uralt; Kooperationen sind aber immer noch die Ausnahme.
Ich denke ein Schlüssel liegt darin, anzuerkennen, dass Kooperationen für Antragssteller grundsätzlich unattraktiv sind. Es gibt dafür keine existentielle Notwendigkeit, stattdessen viele nachvollziehbare Nicht-Anreize. Wen dies interessiert möge hier nachlesen:
«Beispiel einer regionalen Allianz für Tanz an Schulen»
Allianzen
Gefragt sind also die Geldgeber, die auch eine Holschuld haben und Hindernisse für Kooperationen beseitigen könnten:
- Allianz-Gründung anregen und Mitarbeit in einer Allianz als Voraussetzung für die Mittelvergabe machen (Push-Faktoren).
- Personelle Ressourcen zur Entlastung für den administrativen Mehraufwand/Fundraising bereitstellen. Es ist essentiell, dass jedem Partner klar ist, was im Verlauf der Reise für ihn konkret herauskommt (Pull-Faktoren).
- Solide Ausgestaltung der Steuerungsmechanismen der Allianz z.B. über Nutzungsgebühren und Qualitätsdialoge.
Als kleinen Schritt habe ich angefangen, bei grösseren Förderanträgen stets die Allianzidee einzubringen und bin überrascht über das gute Feedback. Wie wäre es, liebe Stiftungskollegen?