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Es liegt in der menschlichen Natur die Perfektion anzustreben. Besser, schneller, schöner, reicher. Mit unzähligen Tools und Apps nähern wir uns schrittchenweise diesem Ideal. Nun stellen wir uns diese neue Welt mal vor. Das Navi führt uns ohne Umwege von A nach B. Wir konsumieren täglich Zielgruppen gerechte und gefilterte News und umgeben uns mit Gleichgesinnten über die sozialen Netzwerke. Mehr und mehr schwinden die Möglichkeiten, dass wir mit neuen Situationen und konträren Meinungen konfrontiert werden. Unser Hirn wird einseitig stimuliert und erhält weniger neue Reize. Und gerade diese benötigen wir, um neue Ideen entwickeln zu können. Im Unterschied zu Computern, die Daten aufnehmen, verarbeiten und ausgeben, verfügen wir über die einzigartige Gabe, Daten aufzunehmen, diese zu analysieren und zu VERSTEHEN. Unsere Gehirnzellen orchestrieren diese Daten und formen daraus Gedanken. Dabei verfügen wir auch über die besondere Gabe Fehler zu machen. Ein Computer kann das nicht. Er spukt das aus wofür er programmiert wurde – oder das System bricht zusammen. Neues entsteht bei diesem Prozess nicht. Computer sind intelligent aber Intelligenz ist nichts besonderes. Intelligenz ist nicht genug und schneller ist einfach schneller und nichts besonderes.

Wann ist eine Idee eine gute Idee?

Wenn jemand sagt, dass es eine gute Idee ist. Dieses Feedback sozialer Interaktion kann zumindest derzeit nicht digitalisiert werden. Wirklich neue Ideen bleiben in unserer Zukunft analog.

Wie entstehen neue Ideen?
  1. Ein paar Gänge runter schalten, bremsen, schlafen, Pausen einlegen. Zurück treten und die Dinge aus einem anderen Blickwinkel anschauen. Sich Zeit nehmen, um zu verstehen.
  2. Möglichst langweiligen automatisierten Beschäftigungen nachgehen. Putzen und Hausarbeiten sind prädestiniert, um abzuschalten.
  3. Ausbrechen. Neuen Netzwerken beitreten und Meinungen verfolgen, die anders denkende Positionen vertreten. Den Blickwinkel wechseln, die Denkregeln durchbrechen und nicht versuchen, wie ein Algorithmus zu denken.

Wir sind langsamer, irrational und unvollkommen. Deshalb verstehen wir die Welt, anstatt sie zu analysieren.
Diese Fähigkeiten sollten wir schätzen und stolz darauf sein.

Und noch zum Schluss: In einer perfekten digitalisierten Welt wären diese und viele weitere Innovationen unentdeckt geblieben.

1839 – Charles Goodyear: Galvanisierung

Wie verschiedene andere Wissenschaftler versuchte Charles Goodyear vergeblich, Gummi widerstandfähiger und temperaturbeständiger zu machen. Eines Tages liess er unbeabsichtigterweise ein Schwefel-Gummi-Gemisch auf einem heissen Ofen stehen. Statt zu schmelzen, härtete die Masse aus und verwandelte sich in ein langlebiges, zähes Produkt, das trotzdem über alle Eigenschaften von Gummi verfügt.

1958 – Wilson Greatbatch: Herzschrittmacher

Elektroingenieur Wilson Greatbatch arbeitete an einem Gerät zur Messung von Herzfrequenzen. Weil er in einen elektronischen Schaltkreis einen falschen Widerstand einbaute – 100fach stärker als beabsichtigt –, lieferte dieser eine Art elektrischen Puls. Einige Jahre zuvor hatte Greatbatch mit Chirurgen über das Problem des Herzstillstands nach Operationen gesprochen. Dem Ingenieur war darum sofort klar, dass er einen elektrischen Taktgeber vor sich hatte, der ein Herz am Schlagen halten konnte.

1996 – Viagra

Der Arzneistoff Sildenafil erwies sich in Tests als Mittel gegen hohen Blutdruck als Flop. Da mehrere Männer von unerwarteten Erektionen berichteten, ging die Pharmafirma Pfizer der Sache nach.1998 kam Viagra als Potenzpille auf den Markt.